Projekt 2023
In fast jeder größeren Stadt gibt es ein Sternentheater, ein Planetarium. Da unsere Stiftung ebenfalls über mehrere Planetariumsprojektoren verfügt ist das ein aktuelles Thema für uns. In den Jahren 2023-2025 feiern wir das 100jährige Bestehen dieser Einrichtung, die ursprünglich für das Deutsche Museum in München von der Forma Carl Zeiss in Jena konstruiert und gebaut wurde.
Unsere Beziehungen zur ägyptischen Antikenverwaltung brachten uns der Frage näher, ob es in Kairo in Ägypten vormals ebenfalls ein Planetarium gab. Heute existiert ein modernes digitales Planetarium, aber aus ungesicherten Quellen wussten wir, dass einmal ein Großplanetarium in Betrieb war. Zusammen mit der Firma Carl Zeiss in Jena und deren Archiv und unserem Kurator Dr. Mostafa Elesaby in Kairo gehen wir auf die Suche nach dieser Einrichtung.
Bildquelle: ZEISS Archiv
Das historische Planetarium der Stadt Kairo hatte die Adresse 45 Maadi Road 13, Cairo. Es war untergebracht in
der Kuppel des ehemaligen Museum of Egyption Civilisation an der südlichen Spitze der Nilinsel Gesirah, ganz in der Nähe der historischen El Galaa Brücke. Angrenzend befindet sich das Opernhaus
von Kairo.
Bild-Quelle: Google Maps
Von der El Galaa Brücke kommend konnte man zunächst den auffälligen Turm des ehemaligen Museums erkennen.
Bild-Quelle: Google Maps
In den Unterlagen zu diesem Projekt fanden sich im Zeiss Archiv noch grundlegende Pläne zur Konstruktion der Projektionskuppel innerhalb der Gebäudekuppel des Museumsbaues.
Quelle: Zeiss Archiv
Recherche im Zeiss Archiv
Vom 08. bis zum 10.11.2023 besuchten wir das Zeiss Archiv in Jena. Vorab wollten wir wissen ob noch Unterlagen zum historischen Planetarium der Stadt Kairo in Ägypten erhalten waren. Das Team um Hr. Dr. Wimmer war uns außerordentlich behilflich.
Vor unserem Besuch konnten schon einmal alle Akten mit den Schlagwörtern „Planetarium“ und „Kairo“ identifiziert werden. Diese sollten dann Gegenstand der Recherche werden. Dadurch erwartete uns schon ein ansehnlicher Stapel an Akten, Schriftwerk und Bildern als wir am 08.11.23 eintrafen. Drei Tage hatten wir nun Zeit zu suchen…..und wurden fündig!
1. Technikerberichte
Tatsächlich existierten mehrere Technikerberichte die vor, während und nach der Eröffnung des Großplanetariums verfasst wurden (Zeitraum: 1960iger bis 1980iger Jahre). Hieraus ergaben sich viele Details zum Gerät, die Anzahl der gelieferten Kisten, die Probleme vor der Installation, aber auch die spätere Bemühung das Planetarium technisch wieder in Stand zu setzten.
2. Privater Schriftverkehr
Während unserer Recherche fanden wir einen privaten Brief von Ludwig Meyer an Herrn Beck im Zeiss Werk. Hr. Meyer berichtet von der Eröffnungsveranstaltung im Planetarium Kairo und den Tagen danach. Während der Recherchen konnten wir eine Abschrift des Briefes anfertigen und werden ihn hier zu späterer Zeit veröffentlichen.
3. Details zum Modell
Das Zeiss Archiv besitzt für das Gerät mit der Modellnummer 209 (Kairo) noch den originalen Bildband des Benutzerhandbuches. Auf dem Einband ist vermerkt KAIRO, MOSKAU, DJAKARTA. Diese drei Städte haben dieselben Modelle erhalten. Wir zeigen unten einige Abbildungen aus diesem Bildteil, mit freundlicher Genehmigung des Zeiss Archives.
4. Zeitungsberichte
In den Unterlagen fanden sich einige Berichte aus deutschen Zeitungen zu Eröffnung des Planetariums in Kairo. Auch diese können weiter unten eingesehen werden.
Insgesamt war es ein sehr spannender Besuch in Jena, der einige Details über das Gerät 209 zu Tage brachte. Es hat nun zumindest wieder ein Gesicht bekommen. Der nächste Schritt ist nun die Recherche vor Ort und vielleicht auch das Auffinden des Gerätes in Kairo.
Mit freundlicher Genehmigung des Zeiss Archiv
Auszug aus der ND vom 08.12.66 mit freundlicher Genehmigung des Zeiss Archiv
Mit freundlicher Genehmigung des Zeiss Archiv
Mit freundlicher Genehmigung des Zeiss Archiv
Ägypten, Cairo 04. Februar 1966
14.-21. Dez. 1965
Planetarium
Am 15.12.65 fand eine erste Besichtigung des Planetariums statt. Das Planatrium soll in ein sehr großes Kuppelgebäude im Ausstellungsgelände von Cairo aufgestellt werden. Das Gebäude gehörte früher zum Museum für ägyptische Kunst.
In diesem Kuppelgebäude wurde in halber Höhe eine Betondecke eingezogen, im oberen Teil soll das Gerät aufgestellt werden. Bei meinem Eintreffen war grade die Netzwerkkuppel fertig geworden. Herr Czelusta von Inex Berlin wartete bereits seit 8 Tagen auf eine Kiste mit Blechen für die Projektionsflächen, um weiterarbeiten zu können. Die Kisten waren zwar in Alexandria eingetroffen, aber noch nicht nach Cairo gebracht worden.
Die Schienen für den Wagen sind noch nicht gelegt. Außerdem ist der Fußboden noch nicht zementiert. Diese Arbeiten konnten noch nicht erledigt werden, da in der Kuppel Gerüste standen. Ein Raum für den Schaltschrank war ebenfalls noch nicht vorbereitet. Auch die Kabel für den Netzanschluss von 380 V sind noch nicht verlegt.
Am 16. Dez. 9.00 Uhr, fand auf meinen Wunsch hin eine Besprechung im Planetarium statt. Teilnehmer waren:
Herr Burgholt Handelsvertretung DDR in Cairo
Herr Czelusta Inex Berlin
Mr. Dasuki Planetariumsverwaltung, der zukünftige Mechaniker für das Gerät
Dabei wurden Festlegungen für die noch zu erledigenden Arbeiten getroffen. Außerdem wurde vereinbart, die Monteure von CZ nicht mehr anzufordern, bis die Kuppel innen, einschließlich Türen, vollkommen fertig ist.
Bei dieser Zusammenkunft wurde gleichzeitig besprochen, wo die Kisten mit den Geräteteilen abgelagert werden sollen. 14 kleinere Kisten stehen im späteren Wandelgang des Planetariums. Sie können bis zur Aufstellung des Gerätes hier bleiben. Die großen Kisten stehen im Erdgeschoß. Das diese Räume jedoch für eine Ausstellung des Cairoer Fernsehens und Rundfunks vergeben sind, wurde vereinbart, die Kisten im Erdgeschoß in eine Ecke zu rücken.
2 Tage später drangen jedoch die Herren vom Fernsehen darauf, dass die großen Kisten in ein anderes Gebäude des Ausstellungsgeländes gebracht werden sollen. Bis zu meiner Rückreise hatte man noch kein geeignetes Gebäude gefunden. Ich habe hinterlassen, dass die Kisten auf keinen Fall im Freien gelagert werden können. Alle Kisten (32 Stück, nach Versandliste gezählt) waren vorhanden und bisher noch nicht geöffnet worden. Bei 2 kleinen Kisten waren 2 Seitenbretter eingedrückt. Sie wurden repariert.
Die Kisten Nr. 2,3,4,5,10,14,18,19,20,22 und 27 sind unter meiner Aufsicht auf Wunsch der Planetariumsverwaltung geöffnet worden. Der Inhalt war in bestem Zustand. Sie wurden alle wieder einwandfrei zugenagelt.
Schwer wird es bei der Montage sein, die großen, schweren Kisten nach oben zu bringen. Es ist zwar eine breite Treppe vorhanden, aber nach Meinung des Herren Czelusta ist diese nicht stabil genug, um diese Lasten zu tragen. Es wäre sinnvoll. Die Kisten mit einem Kran nach oben zu transportieren. Bei meiner Arbeit am 21.12. war Herr Czelusta noch immer nicht im Besitz der Kiste mit den Kuppelteilen. Vor Mitte bis Ende März ist nicht damit zu rechnen, dass mit der Montage des Gerätes begonnen werden kann.
Gebauer
Mit freundlicher Genehmigung des Zeiss Archiv
Abschrift eines Briefes von Ludwig Meier an Herrn Beck im Zeiss Werk Jena
Cairo, d. 12.01.1967
Lieber Herr Beck!
Wie abgemacht, will ich Ihnen einen kurzen Bericht durch Prof. Görlich mit nach Jena schicken.
Am Dienstag, abends 19 Uhr, hat die Eröffnung stattgefunden. Kairy Aly hat den Vortrag gehalten und einer seiner Leute hat das Gerät bedient. Am Abend vorher haben wir bis nach Mitternacht geübt, ich gab ihnen Hinweise, so war alles ganz annehmbar. Zur Eröffnung hielt aber Kairy Aly einen anderen Vortrag, so daß der Mechaniker selbst entsetzt war. Der projizierte Sternenhimmel hat gut angesprochen, aber Kairy´s Vortrag war allgemein als viel zu speziell gefunden worden. Insbesondere hat er wenig Bewegung gezeigt, so daß der über 1 Stunde lange Vortrag nicht gerade die Vorteile des Planetariums zum Ausdruck brachte. Anschließend war Kairy nicht zu sprechen.
Zu der darauffolgenden Nacht ½ 3 Uhr rief er an und lud Prof Görlich zu einer Fahrt zum Observatorium ein. Am Morgen, zeitig, wollte er aber zurück sein, weil er in Urlaub fahren wollte. Und so ist dieses Mistvieh (entschuldigen Sie den Ausdruck, aber er ist sehr mild gegen alle Bezeichnungen, die über ihn laut werden) am Mittwoch früh nach Alexandria gefahren. Im Moment sieht es so aus, als ob wir ohne Unterschrift zurückkommen.
Zum Gerät selber:
Im Großen und Ganzen macht es einen sehr ordentlichen Eindruck. Auch in den beiden öffentlichen Vorführungen waren die Leute sehr begeistert. Von den Fixsternblenden hängen tatsächlich in verschiedenen Stellungen des Gerätes einige. Das habe ich inzwischen fast völlig in Ordnung bringen können, den Rest hoffe ich morgen Vormittag zu schaffen. An den Äquator-Ekliptik-Blenden werden wir nicht viel machen können. Die Linien sind zum Teil über den Horizont unterbrochen (an der Trennlinie zweier Felder). Letzteres rührt einfach von den hoch eingestellten Blenden her. Beim Sonnensystemprojektor habe ich Jupiter und Saturn etwas näher zur Sonne gestellt (Kairy hat das noch nicht gemerkt), so ist jetzt Saturn ständig sichtbar.
Ein neuer übler Effekt stritt auf, den ich bis jetzt noch nicht auf die Spur gekommen bin. Jahresbewegung erfolgt nicht mehr gleichmäßig, Sonne und Mond zeigen bei langsamer Bewegung eine ruckende Vorwärtsbewegung. Das Potentiometer am Schalttisch gibt stets Kontakt, auch das Getriebe des Mondes, das erst etwas festsaß, geht jetzt wieder leichter. Hoffentlich ist es nicht der Leonard-Umformer.
Morgen kommen die Leute aus Bagdad. Eine Wohltat, daß Kairy nicht hier ist. Hoppe fliegt am 18. zurück. Wenn ich bis dahin alles erledigt habe, was ich tun kann, und wenn auch die Kanadier nicht später noch kommen, werde ich eventuell mitkommen. Sonst bleibe ich selbstverständlich noch hier. Über weitere Einzelheiten berichte ich in Jena.
In zwischen herzliche Grüße, Ihr Ludwig Meier
Mit freundlicher Genehmigung des Zeiss Archiv
Jahresanalyse des TKB in Kairo 1986
4.2. Planetarium
Bisher keine Möglichkeit weder benötigte Ersatzteile noch die Generalüberholung und gewünschte Modernisierung zu finanzieren. Der Projektor arbeitet noch zur Zufriedenheit. Mit neuer CZ-Fachvertretung muß ein Weg gefunden werden, zur Verbesserung der äußeren Bedingungen (Renovierung der Räumlichkeiten, Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit) und der Absicherung der Generalüberholung einschließlich Modernisierung unserer Technik. Dies auch unter dem Aspekt der Verbesserung der Referenzwirkung für Alexandria!
Mit der erfolgreichen Demonstration des Kuwait-Planetariums vor Prof. Abadi sind weitere Möglichkeiten der Demonstration von CZ-Planetarien für beide Planetariumsprojekte (Alexandria und Cairo) zu erschließen
Ersatzteilbestellung für Großplanetarium Cairo:
1. Glasplatten für Sternschnuppenprojektor
2. 50x Quecksilber-Relais 1-24
Mit freundlicher Genehmigung des Zeiss Archiv