Artenvielfalt am Beispiel der Großschmetterlinge in Bramsche

 

Innerhalb der letzten 200 Jahre konnten wir eine signifikante Veränderung der Artenvielfalt beobachten. Dies spiegelt sich in lokalen Beobachtungen und Sammlungen von Insekten wider. Dieses Projekt möchte zum einen die Dokumentation dieses Rückganges verdeutlichen und gleichzeitig den Bestand vieler geschützter Arten in unserer Bramscher Region zeigen.

 

Für dieses Projekt wurden historische Schmetterlingssammlungen und Aufzeichnungen gesichtet und mit dem heutigen Vorkommen verglichen. Die Unterschiede sind gravierend aber dennoch konnten schon lang verschwunden geglaubte Arten in der Umgebung von Bramsche „wiederentdeckt“ werden. Das Projekt möchte gleichzeitig die Bramscher Bevölkerung bei der Sichtung von Großschmetterlingen mit einbeziehen und mit Vorträgen über das Thema informieren.

 


 

Die Person hinter dem Projekt: Gerrit Marks

 

 

 

 

 

 

Beruf: IT-Leiter

 

Jahrgang: 1972

 

Stand: Verheiratet, zwei Kinder

 

Freizeit: Naturkunde, Entomologie, Geschichte

 

 

 

 

 

 

Gerrit Marks interessiert sich schon seit jungen Jahren für die Schmetterlingsvielfalt unserer Heimat. Im Bereich Bramsche ist er mit vielen naturkundlichen Projekten verbunden und arbeitet auch im Tierarten-Erfassungsprogramm des Landes Niedersachsens mit.

 


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Schmetterlingsbestände damals und heute

 

 

Dieses Projekt beschäftigt sich mit dem Vergleich von Beständen früherer Sammler und den aktuellen Beobachtungen und Nachweisen. Es geht dabei nicht um die Biomasse, sondern um die Entwicklung und Veränderung der Biodiversität im Laufe der letzten 2 Jahrhunderte.

 

Hier der aktuelle Stand des Projekts mit der Zusammenfassung der damals und der in den letzten 25 Jahren (durch Gerrit Marks) nachgewiesenen Großschmetterlinge:

 

 

Auszug aus den Osnabrücker naturwissenschaftliche Mitteilungen vom Dezember 1989

 

„Beitrag zur Geschichte der Naturwissenschaftlichen Forschung im Raum Osnabrück“ 

 

„Die Entomologen beschäftigten sich seit 1872 hauptsächlich mit Schmetterlingen und Käfern und haben neben der faunistischen Erforschung eine Sammlung von etwa 250000 Insekten zusammengetragen, die noch heute den Grundstock der Insektensammlung des Museums am Schölerberg - Natur und Umwelt - darstellt. Die Aufsammlungen belegen die große Artenfülle früherer Zeiten und sind geeignet, im Vergleich mit jüngeren Untersuchungen den drastischen Artenrückgang zu verdeutlichen. Die in den letzten Jahren durchgeführten Bestandsaufnahmen der Schmetterlingsfauna wurden von Heinrich Kunz durchgeführt.“ 


 

Doch wer waren die Sammler der früheren Zeiten?

 

Hier ein paar Lebensläufe:

 

 

Heydenreich, Gustav Heinrich

 

* 07.04.1822 in Hoya ꝉ 18.05.1897 in Osnabrück

 

Entomologe

 

Heydenreich war ab 1852 im Dienst der Landesregierung Osnabrück. 1861 wurde er Regierungsassistent und 1885 Verwaltungs-Gerichts-Direktor. Von 1876 bis 1885 war er Vorsitzender des Konsistorialrates.

 

Sein Freizeitinteresse galt der Lepidopterologie. Seit 1870 war Heydenreich Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück. Er übernahm 1885 die Pflege der Schmetterlingssammlung des Vereins und galt als der erste Kenner der Großschmetterlingsfauna in der Umgebung von Osnabrück.

 


 

Jammerath, Heinrich

 

* 09.11.1847 in Hannover ꝉ 23.07.1916 in Osnabrück

 

Entomologe

 

Nach seinem Wehrdienst und den Feldzügen 1866 und 1870/71 war Jammerath als Postangestellter in Oldenburg, Norderney und Melle tätig. 1889 wurde er nach Osnabrück versetzt, 1914 trat er als Oberpostsekretär in den Ruhestand.

 

Im Naturwissenschaftlichen Verein Osnabrück war er ab 1901 Mitglied und von 1906 bis zu seinem Tod im Vorstand. Durch seine 23jährige Sammeltätigkeit im Osnabrücker Raum wurde er zum Kenner der örtlichen Schmetterlingsfauna und Konservator der Schmetterlingssammlung im Museum, die er mit einer eigenen umfangreichen Großschmetterlingssammlung dieses Gebietes bereicherte. Sie ist bis heute im Museum erhalten.

 

Seine Kenntnisse gab er in Vorträgen und Exkursionen des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück weiter. Seinen Veröffentlichungen legte er auch die Aufzeichnungen von J. Heydenreich zugrunde, wählte jedoch die damals neue Systematik.

 


Brake, Bertram

 

* ?      ꝉ ?

 

Entomologe

 

Leider gibt es zu Bertram Brake keine weiteren Informationen bis auf sein Verzeichnisse über die Großschmetterlinge von Osnabrück und Nachbargebiete in der Stuttgarter Entomologischen Zeitschrift 1909 und 1910 nebst Nachtrag.

 


Fiebig, W.

 

* ?      ꝉ ? Bad Essen

 

Entomologe

 

Leider gibt es auch zu W. Fiebig keine weiteren Informationen bis auf seinen Beitrag zur Kenntnis der Großschmetterlinge von Bad Essen und des Essener Berges aus dem 25. Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Osnabrück für die Jahre 1941 bis 1950.

 


 

Heinrich Kunz

 

* 02.05.1905 Kaaden ꝉ 26.01.1995 Bramsche

 

Entomologe

 

Am 26.1 .1995 verstarb das Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Heinrich Kunz aus Bramsche in seinem 89. Lebensjahr. Der Naturwissenschaftliche Verein Osnabrück gedenkt seines langjährigen Mitgliedes, der als Schmetterlingsfachmann die lokale Fauna erforscht hat und auch überregional durch sein Schaffen mit dazu beigetragen hat, auf die Einmaligkeit und Schutzwürdigkeit dieser allgemein bekannten und zunehmend in ihrem Bestand gefährdeten Tiergruppe hinzuweisen.

 

Heinrich Kunz wurde am 26.1.1905 in Kaaden im Sudetenland als Sohn des Dorfschullehrers Joseph Kunz geboren. Sein Vater war Hobby-Botaniker, der sich auf Habichtskräuter spezialisiert hatte und seinen Sohn schon in den frühen Jahren für die Natur und ihre Geschöpfe begeistern konnte.

 

Herr Kunz machte 1917 in Prag sein Abitur und schlug danach die Beamtenlaufbahn bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse ein. 1934 heiratete er Frau Martha Mauder, mit der er drei Kinder hatte. In diese Zeit fallen auch seine ersten Zuchtversuche an Schmetterlingen und die Sammeltätigkeit, wobei er, begünstigt durch eine noch weitgehend schwach belastete Umwelt, die Falterfauna in ihrer ganzen Pracht kennenlernte. Von 1943 bis 1945 nahm er in Russland am Krieg teil und wurde 1948 aus der Gefangenschaft entlassen. Inzwischen wurden seine Frau und drei Kinder aus der Heimat vertrieben und es verschlug sie 1946 nach Ostfriesland. Auf der Flucht verstarb die kleine Tochter in Berlin. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft folgten zwei Jahre Arbeitslosigkeit, in denen Herr Kunz sich wieder intensiv seinem Hobby, den Schmetterlingen, zuwandte. Wenngleich die Falterfauna hinter dem Deich in Ostfriesland eher enttäuschend war im Vergleich zu der vom kontinentalen Klima Böhmens verwöhnten Fauna, so kamen doch Schwalbenschwanz, Pappel- und Weidenschwärmer sowie Ligusterschwärmer und Gabelschwänze häufig vor.

 

Die Beschäftigung mit den Faltern weckte bei seinen Söhnen ebenfalls Interesse für die Natur. Heute ist sein Sohn Werner Professor für Genetik an der Universität Düsseldorf und sein Sohn Günther Biologielehrer am Gymnasium in Borghorst/Westf. 1950 fand Herr Kunz eine Anstellung bei der AOK Bersenbrück, 1952 wechselte er an die Krankenkasse nach Bramsche, wo er 1969 pensioniert wurde. Hiernach widmete er sich voll seinem Hobby und konnte in der wenig untersuchten Schmetterlingsfauna unserer Region in den Feuchttälern bei Ankum drei Scheckenfalter (Melithea athalia, M. didyma und M. cinxia) nebeneinander nachweisen. In seinem Lieblingsgebiet, dem Gehn bei Ueffeln, fand er sogar vier Perlmuttfalter nebeneinander (Argynnis paphia, A. adippe, A. aglia und A. niobe), die heute weitgehend verschwunden sind.

 

Herr Kunz erwarb sich durch sein detailliertes Wissen über Schmetterlinge, durch seine umfangreiche Sammlung und durch die Erfassung der lokalen Lepidopterenfauna (in drei Teilen publiziert) einen Ruf als Schmetterlingsfachmann. Nach der Erfassung der Großschmetterlinge wandte er sich speziell den Kleinschmetterlingen zu, so z.B. der Gattung Eupethecia bei den Spannern oder den Glasflüglern. Um seine Sammlung zu vervollständigen, unternahm er regelmäßig Sammeltouren in die Türkei. Neben seiner eigenen Sammlung hat er sich auch der Schmetterlingssammlung des Naturwissenschaftlichen Museums Osnabrück gewidmet. In den Jahren 1972 bis 1985 hat er einen Tag pro Woche die etwa 200.000 Schmetterlinge umfassende Sammlung (hauptsächlich aus den Sammlungen Jammerath und Dicke bestehend) nachbestimmt und nach neuen systematischen Gesichtspunkten geordnet. Gleichzeitig hat er die Museumssammlung durch eigene Stücke ergänzt.

 

Unter seiner Mitarbeit wurde im Museum eine umfangreiche Sonderausstellung mit Katalog zum Thema "Schmetterlinge" erstellt und 1974 in Osnabrück eröffnet. Diese Ausstellung wurde anschließend im Naturkundemuseum in Bielefeld und in Österreich gezeigt. Das Lebenswerk von Heinrich Kunz, die umfangreiche Schmetterlingssammlung, wird von seinem Sohn, Prof. Dr. Werner Kunz, im Institut für Genetik der Universität Düsseldorf untergebracht und weiterhin gepflegt. Heinrich Kunz hat durch sein Wirken ganz entscheidend mit zur faunistischen Untersuchung unserer Region beigetragen und dadurch eine Grundlage für vergleichende, ökologische Untersuchungen geschaffen. Viele der von ihm bei uns nachgewiesenen Schmetterlinge sind heute bereits verschwunden. Der stets freundliche und bescheidene Heinrich Kunz hat vielen Mitbürgern die Faszination der Schmetterlinge vermittelt, aber auch deren Empfindlichkeit in ihrer zunehmend belasteten Umwelt gezeigt. Alle, die ihn kennengelernt haben, werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

 


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Pressebericht 15.08.2022 / Gerrit Marks aus Sögeln forscht über Tag- und Nachtfalter NOZ
Gerrit Marks aus Sögeln forscht über Tag
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Hier die Dokumentation von RTL-Nord über Gerrit Marks und seine Tätigkeit im Niedersächsischen Tierarten-Erfassungsprogramm: